Leben.Lesen.Lernen: Meinen Weg gehen!

Es ist ein sonniger, warmer Tag im Herbst:

Um die letzten Sonnenstrahlen bei einem Mittagsspaziergang zu geniessen, fahren mein Mann und ich an die Bergstraße. Bunt gefärbte Wälder, wenig Menschen und gute Laune begleiten uns, bis es um die Frage geht, wo wir parken. Natürlich sind wir unterschiedlicher Meinung, wie so oft bei diesem Thema.

Statt wie ich den ersten Parkplatz zu nehmen, der sich anbietet, fährt er bis zum letzt möglichen.

Statt am Ortsausgang den Wagen stehen zu lassen und einen gemütlichen Aufstieg in der Sonne zu beginnen, fährt mein Mann den einsamen, sonnigen Weg ins Tal weiter bis zu einem Parkplatz am Ende des Weges am Waldrand. Ab hier liegt der Weg im Schatten.

Ich verkneife mir meinen Unmut, schliesslich soll es ein gemütlicher Ausflug werden, ich frage nur: „In welche Richtung gehen wir?“
Mein Mann zeigt auf den schattigen Waldweg, dabei antwortet er: „Wir müssen nur ein Stück gehen, dann kommt die Sonne schon …“
Ich vertraue darauf und folge ihm, trotz meiner Bedenken.

Leider bewahrheitet sich meine Hoffnung nicht. Wir laufen im Schatten und kein Licht ist in Sicht. Nach einiger Zeit kehren wir um. Wir gehen einen neuen Weg, in eine andere Richtung. Hier wiederholt sich der Vorfall und wir laufen nochmals im Schatten, obwohl mein zweiter Impuls mich wieder auf einen anderen, sonnigen Weg geführt hätte.

Ich beginne innerlich zu brodeln, denn ich möchte nicht im schattigen Matsch laufen, zumindest nicht heute!

Statt weiter in Rage zu geraten, analysiere ich die Situation und frage mich still, worüber ich mich genau ärgere?

Ich ärgere mich darüber, dass ich nicht meiner inneren Stimme folge und mich überreden lasse, etwas zu tun, wovon ich nicht überzeugt bin, dabei wird mir folgendes bewusst:

Ich gehe nicht meinen Weg, obwohl meine Gefühlswelt klare und deutliche Signale sendet!

Ich sollte aufhören auf andere zu hören und nach dem Motto „I do it may way“ handeln.

Mal wieder sendet mir das „Leben lesen lernen“ eine Botschaft über Umwege, die nicht nur für diesen Moment während des Spaziergangs hilfreich ist, sondern Richtungsweisend für eine innere Frage, die mich bereits einige Zeit beschäftigt.

Es gibt viele richtige Wege ans Ziel zu kommen, dem persönlichen folgen, erachte ich als den ratsamsten.

Meine Erkenntnis ist also:

Meinen Weg gehen!

Meine Freude über diese leuchtende Erkenntnis hat meinen Ärger spontan zum Schattenspaziergang gelöst. Die gewonnene Klarheit erhellt weit mehr als nur diesen Moment.